Winterschlaf bzw. Winterstarre |
Viele Halter fürchten sich davor. Oft hört man von verschiedenen Seiten, die Starre sei gefährlich. Gerade im Frühjahr liest man häufig von Todesfällen während oder kurz nach der Starre. Auch manche Züchter oder Tierhandlungen raten davon ab, weil es ja so gefährlich sei. Doch es ist immer leicht, von negativen Dingen zu berichten als die positiven Vorteile zu sehen. Mutter Natur sortiert kranke Schildkröten während des Winters aus, das stimmt. Das bedeutet aber nicht, dass die Winterstarre gefährlich ist, sondern die Krankheit.
Daher ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass die Schildkröten gut gehalten werden, um Krankheiten vorzubeugen. Jährliche Kotproben schaffen außerdem eine schnelle, leichte und kostengünstige Untersuchungsmethode dar. Gesunde Schildkröten überleben die Starre, gesund und munter tauchen sie im Frühjahr wieder auf, auch die jüngsten unter ihnen. Ich sage immer gerne, die Starre ist wie Urlaub. Jeder freut sich auf Ferien oder Urlaub. Man genießt die Zeit und sammelt neue Kräfte. Man „fährt“ runter und kann danach wieder neu durchstarten. Ähnlich ist es bei Schildkröten. Wenn sie von Frühjahr bis Herbst „arbeiten“, brauchen sie eine Pause. Und diese bekommen sie über die Winterstarre, wo sie „runterfahren“ können. Rein theoretisch kann man auch auf die Starre verzichten. Es kann mehrere Jahre gut gehen, aber wie auch wir irgendwann an ein BurnOut kommen würden ohne Pause, so streikt irgendwann auch der Schildkrötenkörper. Abgesehen davon, dass sie Starre selbst wichtig ist, so hat man hier auch keine Probleme mit Nahrung und Temperaturen. Wer sie stattdessen auf die Starre verzichtet, muss die Tiere im Haus halten, ohne natürliche Einflüsse und mit Ersatzfutter.
Vorbereitung |
Die erste Vorbereitung beginnt im Juli/ August eines Jahres. Man nimmt eine Kotprobe (gerne von 3 aufeinander folgenden Tagen) und lässt diese parasitologisch untersuchen. Je nach Befund hat man noch genügend Zeit für eine Wurmkur … oder eben nicht. Damit sich die Schildkröten nicht zu früh verstecken, hilft man mit der Technik etwas nach. Die Temperaturen werden denen des natürlichen Lebensraumes angepasst, aber auch der Jahreszeit und Tageslänge entsprechend.
Etwa im Oktober eines Jahres, je nach Wetter auch früher oder später, werden die Schildkröten immer inaktiver. Von den sogenannten Fastentagen, also dem Entzug von Futter und täglichen warmen Bädern, halte ich nichts. Man kurbelt den Stoffwechsel nur immer wieder neu an, als Ausgleich gibt es aber keine Energie (Futter). Die Schildkröten stellen das Fressen ganz von selbst ein. Man sollte sie weder baden noch Futter verweigern. Jede Schildkröte hat ihren eigenen Rhythmus und sollte dem nachgehen dürfen. Sobald die Temperatur länger anhaltend bei 5 Grad bleibt, meist zwischen November und Dezember, kann man die Schildkröte ggf. an den Überwinterungsort umziehen.
Winterruhe |
Beliebt ist hier der Kühlschrank, da man konstante Temperaturen halten und jederzeit einen Blick auf die Tiere werfen kann. Gesünder, aber bei vielen Anfängern mit Sorge verbunden, ist die Überwinterung in einer Überwinterungsgrube. Hier graben sich die Tiere in einer vor Feinden geschützten Grube ein, die mit einer Deckelheizung vor Frost geschützt bleibt. Auf jeden Fall sollten die Schildkröten auf lockerer Erde überwintern, gerne mit Laub oder Sphagnum Moos bedeckt und bei einer Bodentemperatur von 2-7 Grad bzw. besser 4-6 Grad. Sie dauert von ca. Ende November bis März
Vorbereitung auf die Auswinterung |
Wer seine Schildkröten nicht im Frühbeet oder Überwinterungsgrube überwintern lässt, sondern auf Kühlschrank o.ä. Wert legt, muss sich im Klaren sein, dass hier unnatürliche Konstante erzeugt wird. Mit dieser Konstante kommen die Schildkröten zeitlich befristet zurecht, es fehlten jedoch natürliche Faktoren für die Starre und Vorbereitung auf die Auswinterung. Wir empfehlen daher, die Schildkröten bereits im Januar/ Februar zurück ins Treibhaus zu setzen, dort jedoch im geschützten Rahmen weiter zu starren bis zur eigentlichen Auswinterung. Wie und warum, das erklären wir in diesem Video:
Auswinterung |
Im Frühjahr, wenn die Temperaturen eine Außenhaltung wieder zulassen, nimmt man die Schildkrötenbox aus dem Kühlschrank (falls noch nicht getan s.o.) und setzt entweder die gesamte Box oder nur die Schildkröte in das Frühbeet. Beachtet gern auch die Vorbereitung auf die Auswinterung. Die Heizungen sorgen dafür, dass es nicht kälter wird als im Kühlschrank, also nicht kälter als 5 Grad. Nun entscheidet Mutter Natur wieder, wie warm es wird und wie schnell die Tiere aktiv werden. Manche gehen sofort im Frühbeet spazieren, andere verstecken sich noch tagelang. Für die direkte Auswinterung schaltet ihr die Heizung und Wärmelampe dazu, Ziel ist es, innerhalb von 3 Tagen ganztägig wieder
die Lampe in Betrieb zu haben und die Heizung nicht unter 10-12°C fallen zu lassen. Je nach Wetter, Temperatur und allgemein der Wetterlage sowie dem Charakter der Schildkröte variiert die Auswinterung zu Zeitpunkten und Dauer, erfolgt aber meist im Laufe eines März.
Die Auswinterung geht allerdings deutlich schneller als die Einwinterung, nämlich nur wenige Tage!
Ich empfehle, sofern die Tiere nicht im Frühbeet/ Grube starren, sie bereits Ende Januar zurück ins Frühbeet umzusiedeln und dort die Winterruhe unter Frostschutz fortzusetzen. So fällt es den Schildkröten aufgrund der natürlichen Umstände (Tageslänge, Sonnenschein, Luftdruck, ...) deutlich leichter, sich auf die Auswinterung vorzubereiten, als mitten im März dort "hinein geschubst" zu werden und sofort funktionieren zu müssen.
Mehr Infos zur Haltung habe ich natürlich auch in meinem Buch beschrieben, wo ich alle Themen noch einmal genauer beschreibe wie Vorbereitung, Baden, Durchführen der Starre, Einwinterung, Auswinterung, Gesundheitscheck usw.
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